Die Welt zur Zeit Abrahams

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Bilder und archäologische Funde

Die gut erhaltene Zikkurat von Ur wurde leider im 19. Jahrhundert von oben her abgetragen. In Mesopotamien gab es viele solcher Stufentürme, der bekannteste von ihnen: Der Turm zu Babel, von dem aber nur noch Fundamente in Babylon zu sehen sind.

Die Standarte von Ur war eine Grabbeigabe auf dem Königsfriedhof von Ur. Die dargestellten Szenen geben einen eindrucksvollen Einblick in das Leben vor über 4000 Jahren. Das Fundstück ist im Britischen Museum in London zu sehen.

Einzelfunde in der Ausstellung in Wuppertal.

Bibelverse

Und dies sind die Geschlechter Terachs: Terach zeugte Abram, Nahor und Haran; und Haran zeugte Lot. Und Haran starb vor dem Angesicht seines Vaters Terach im Land seiner Geburt, in Ur in Chaldäa [ … ] Und Terach nahm seinen Sohn Abram und Lot, den Sohn Harans, seines Sohnes Sohn, und Sarai, seine Schwiegertochter, die Frau seines Sohnes Abram; und sie zogen miteinander aus Ur in Chaldäa, um in das Land Kanaan zu gehen; und sie kamen bis Haran und wohnten dort. (1. Mose 11,27.28.31)

Durch den Glauben war Abraham, als er gerufen wurde, gehorsam, auszuziehen an den Ort, den er zum Erbteil empfangen sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme. (Hebräer 11,8)

Elberfelder Übersetzung, Edition CSV Hückeswagen (Die in der Bibelübersetzung verwendete Schreibweise »Tarah« wurde zur Anpassung an die Ausstellung als »Terach« geschrieben.)

Erklärungen

Ur – dieser Name spricht für sich. Auf der Suche nach dem in der Bibel erwähnten Ur in Chaldäa entdeckte man die wahrhaft ur-alte Kultur Mesopotamiens, deren Wurzeln zurückreichen zu den Anfängen der menschlichen Zivilisation. Das Ur, das die meisten heute mit der Heimat Abrahams und seines Vaters Terach gleichsetzen, liegt etwa 120 Kilometer westlich der Mündung des Euphrat und des Tigris in den Zusammenfluss Schatt al-Arab, der bei Basra in den Persischen Golf mündet.

Aus archäologischer Sicht ist die Geschichte der Stadt Ur tragisch: Noch Mitte des 19. Jahrhunderts stand hier eine vollständig erhaltene Zikkurat. Dieser Stufenturm war eine Kultstätte für den Mondgott Nanna.

1854 kam eine britische Karawane unter Führung des Konsuls in Basra, J. E. Taylor, nach Ur, um nach Schätzen für das Britische Museum in London zu suchen. Er ließ den Stufenturm von oben her abtragen und fand schließlich einige Tonzylinder mit Inschriften, die jedoch in jener Zeit angesichts überwältigender Funde in Nord-Mesopotamien (z.B. in Ninive) verblassten. So gaben die Briten ihre Anstrengungen zunächst auf und Einheimische beluden ihre Lasttiere mit Ziegeln der alten Zikkurat – kostenloses Baumaterial und weitere Zerstörung des ur-alten Bauwerks.

Unter den Offizieren der britischen Truppen, die im Ersten Weltkrieg Richtung Bagdad marschierten, war R. Campbell Thompson, in Friedenszeiten Assistent im Britischen Museum. Er erteilte dringenden Bericht nach London angesichts des verfallenen Bauwerks und der vermuteten Siedlungsruinen. Und so wurden die inzwischen in Vergessenheit geratenen Tonzylinder genau untersucht. Nun erst stellte sich heraus, dass es sich hier um das Ur der Bibel handeln musste. Keilschrifttexte bestätigten: Ur war eine der wichtigsten Städte der Sumerer, der ersten Hochkultur der Menschheitsgeschichte.

1922 kam eine Expedition um den bekannten Archäologen C. Leonard Woolley nach Ur und begann mit systematischen Ausgrabungen auf den Tells, den alten Siedlungshügeln. Sechs Winterhalbjahre lang wurde gegraben: Woolley und seine Helfer förderten einen heiligen Bezirk mit den Resten von fünf Tempeln zutage, die die einst von König Ur-Nammu erbaute Zikkurat im Halbkreis umgaben. Jeder Tempel hatte einen Innenhof, umgeben von zahlreichen Räumen. In ihnen fand man noch Wassertröge und Backöfen in sehr gutem Zustand, sodass Woolley vermerkte: »Nach 38 Jahrhunderten konnte man die Feuer wieder anzünden und die älteste Küche der Welt wieder in Betrieb setzen.«

Die Ausgräber fanden einen reichen Schatz an Lehmtäfelchen, die Steuerquittungen und weiteren Schriftverkehr enthielten. So gab die Entzifferung dieser schriftlichen Zeugnisse viele Geheimnisse der antiken sumerischen Kultur preis. Auch Königsgräber wurden gefunden, die weitere Einblicke in die frühe Kultur Urs gaben. Südlich der Zikkurat gruben die Archäologen Privathäuser aus, die zuvor in Babylon gefundene Wohnungen bescheiden aussehen ließen: Die Einwohner von Ur lebten in mehrstöckigen, prächtigen Villen.

FRAGE:

Wenn Abraham tatsächlich aus dem südlichen Ur, Tell el-Mugajjar, stammt, was würde dies für unser Verständnis der frühen Erväter bedeuten?

ANTWORT:

Terach und Abraham stammten aus einer hochentwickelten und städtischen Zivilisation und kannten nicht nur ein Nomadenleben in der Wüste. Sie kamen aus einer Kultur, in der in Tempeln viele Gottheiten verehrt wurden.

Ein anderes Ur?

Die meisten Gelehrten gehen davon aus, dass mit dem Ur Abrahams die südmesopotamische Stadt am Unterlauf des Euphrat gemeint ist. Abweichend wurde aber auch die These formuliert, Abrahams Ur sei das heutige Sanliurfa in der Nähe von Haran. Dieses nördliche Ur liegt in der Nähe anderer Ortschaften, die mit den Namen von biblischen Erzvätern wie Serug, Nahor und Tarah in Verbindung gebracht werden.

Die arabische Tradition verehrt in Urfa (Sanliurfa) eine Höhle, in der Abraham geboren sein soll. Es gibt allerdings keine Anzeichen dafür, dass diese Tradition in die frühchristliche Vergangenheit der damals so genannten Stadt Edessa zurückgeht.

Eine weitere Ortsangabe aus der Bibel (Josua 24,3) spricht von der ursprünglichen Heimat Abrahams »jenseits des Euphrat«. Um nach Urfa zu gelangen, muss von Israel aus gesehen der Euphrat überquert werden, nach Ur in Südmesopotamien jedoch nicht.

Für das nördliche Ur (Urfa) scheint zu sprechen, dass Abraham seinen Knecht aufforderte, für Isaak eine Frau aus seinem Vaterland »Aram-Naharajim« (»Aram zwischen den Flüssen« = Nord-Mesopotamien) zu holen (1. Mose 24). Der Knecht zog in die »Stadt Nahors«.

Auch das Finden der Frauen für Jakob (1. Mose 28) deutet offenbar in die nördliche Region: Jakob ging in das Land, das »im Osten« liegt (1. Mose 29,1). Später floh er »über den Euphrat« (1. Mose 31,21). Laban brauchte sieben Tagesreisen von seiner Heimat bis zum Gebirge Gilead (1. Mose 31,23). Das ist aus der Gegend von Haran (550 km Luftlinie) schon eine schnelle Reise, von Ur aus unmöglich zu schaffen (Luftlinie 1000 km, entlang der Reiserouten aber ca. 1500 km).

Vielleicht stammte die Sippe auch aus Nord-Mesopotamien und erst Abrahams Vater war in das südliche Ur gezogen, um später von dort zurückzukehren.

»Ur Kasdim«, wird gewöhnlich mit »Ur der Chaldäer« bzw. »Ur in Chaldäa« übersetzt. In Daniel 2,2 werden die »Kasdim« als Sterndeuter übersetzt, denn, so die Erklärung: Der Volksname »Chaldäer« wurde eine Berufsbezeichnung für Astrologen. Möglicherweise könnte es aber auch umgekehrt gewesen sein: Das »Ur der Sterndeuter« war berühmt geworden als Zentrum der Astronomie/Astrologie und wurde namensgebend als Bezeichnung eines Volkes. Eine nördliche Lage der Stadt Ur sollte also nicht ausgeschlossen werden.


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